Was sind Algen?

Viele Menschen bezeichnen als Algen alle Pflanzen, die im Wasser leben. Viele dieser „Schlingpflanzen“ bilden jedoch Blüten, die meistens über die Wasseroberfläche hinausragen und ihre Samen zur Vermehrung ausstreuen, z.B. das Tausendblatt. Doch das sind Samenpflanzen, keine Algen! Sie besitzen auch kompliziert gebaute Stängel, Blätter und Wurzeln, nehmen den Großteil ihrer Nährstoffe aus dem Boden auf und ähneln bei genauerer Betrachtung anderen Samenpflanzen wie Rosen, Nelken oder Gräsern. (algal bloom) Eine plötzliche, massenhafte Vermehrung der Algen in einem Gewässer, die durch Grünfärbung und Trübung der Gewässeroberfläche sichtbar wird. Ursache ist die Massenvermehrung bestimmter Algen, z. B. im Süßwasser durch die Gattung Anabaena, im Meerwasser vor allem von Dinoflagellaten. Ursache ist ein übermäßiger Nährstoffeintrag, vor allem von Phosphaten und Nitraten.

Neben den Samenpflanzen unterscheidet man im Pflanzenreich noch Farne, Moose, Flechten und eben Algen. Pilze wurden früher zu den Pflanzen gerechnet. Sie sind jedoch mit Pflanzen nicht näher verwandt als mit Tieren und bilden daher eine eigene Verwandtschaftsgruppe. Manche Algen haben sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte mit bestimmten Pilzen zusammengeschlossen. Dieser Gemeinschaftsorganismus wird Flechte genannt.


 

 

 

Algen sind meist einfach gebaute Pflanzen ohne echte Wurzeln, Stängel und Blätter. (Fast) alle Algen betreiben Photosynthese. Oft bestehen sie nur aus einer oder wenigen Zellen. Wenige Algen bilden große Pflanzenkörper mit Organen, die den Wurzeln, Stängeln und Blättern der Samenpflanzen ähnlich sehen. Sie vermehren sich jedoch niemals durch Samen. (Übrigens: Algen „blühen“ auch nicht wie Samenpflanzen. Unter einer „Algenblüte“ versteht man ein kurzfristig starkes Algenwachstum in einem Gewässer, z.B. häufig am Beginn des Frühlings.) Viele Algen, besonders Einzeller, vermehren sich durch einfache Zellteilung. Zellfäden können in Bruchstücke zerfallen und jedes Bruchstück zu einem langen Faden auswachsen.

Auch geschlechtliche Fortpflanzung kommt bei Algen vor: Sie bilden Eizellen und Samenzellen (diese haben oft eine oder mehrere Geißeln zum Schwimmen), die miteinander verschmelzen. Aus dem Verschmelzungsprodukt (=Zygote) keimt dann eine neue Alge. Sehr schön zu beobachten ist die Verschmelzung von männlichen und weiblichen Geschlechtszellen bei der Jochbildung der Schraubenalge Spirogyra. Zwei Fäden legen sich nebeneinander. Dann wachsen die gegenüberliegenden Zellen aufeinander zu und verwachsen zu einer Art Brücke.

Die Inhalte der Zellen verschmelzen anschließend zu Zygoten, aus denen jeweils ein neuer Faden auswächst.Die Zygoten haben aber auch eine zweite Funktion: Sie besitzen eine harte Hülle, die den Zellinhalt bei Austrocknung schützt. Daher können diese Fadenalgen auch in Tümpeln überleben, die jedes Jahr austrocknen. Im Gefieder von Enten oder Schwänen können Zygoten hängen bleiben und von einem Gewässer zu einem anderen verbreitet werden.

 

Es gibt unzählige Bauarten von Algen. Hier eine kleine Auswahl:

Viele Algen sind einzellig, das heißt sie bestehen nur aus einer Zelle. Die urtümlichsten Vertreter der einzelligen Algen sind „Schwärmer“, das sind Zellen mit einer oder mehreren Geißeln, die zur Fortbewegung dienen.

Ein Beispiel ist die Grünalge Chlamydomonas. Die Zellen haben eine kleine, helle „Spitze“, von wo zwei haardünne Geißeln weggehen. Die Bewegungen der Geißeln gleichen den Armbewegungen beim Brustschwimmen. Weitere Beispiele sind die Augentierchen. Bei vielen Algen treten Schwärmer irgenwann in der Entwicklung auf, nämlich als Samenzellen, so bei vielen Grün- und Braunalgen, jedoch nie bei Blau- und Rotalgen.


Algen mit mehreren Zellen sind häufig fadenförmig. Diese Fäden entstehen, wenn sich eine Zelle teilt und die Tochterzellen aneinander haften bleiben.

Die Schwingalge Oscillatoria (eine Blaualge) ist z.B. so gebaut. Ein anderes bekanntes Beispiel ist die Schraubenalge Spirogyra.


Wenn sich eine Zelle in einer genau festgelegten Weise teilt und die Tochterzellen miteinander in Verbindung bleiben, entstehen typisch gebaute Kolonien.

Beispiel: die Blaualge Merismopedia, die tafelförmige Kolonien bildet. Weitere Beispiele sind die Kieselalge Asterionella und die Grünalgen Pandorina, Volvox und Pediastrum.


Die größten Algen, die wie die Höheren Pflanzen (Moose, Farne, Samenpflanzen) aus vielen Zellen aufgebaut sind, sind die Tange. Das sind große Braunalgen wie dieser Fucus. Manche Arten können bis zu 25 m groß werden. Sie sind auch aus verschiedenen Geweben aufgebaut und daher viel komplizierter als ein- oder wenigzellige Algen. Bei den Grünalgen gibt es vergleichbar kompliziert gebaute, große Algen, nämlich die Armleuchteralgen (Chara).


 

 

Wer gehört zu den Algen?

Man kann Algen nach ihrer Farbe einteilen. Die Farbstoffe dienen den Algen, die ja Photosynthese betreiben und daher auf das Sonnenlicht angewiesen sind, dazu das Licht möglichst gut aufzufangen. Farbstoffe „schlucken“ bestimmte Anteile des Sonnenlichts, die in der Photosynthese verarbeitet werden. Den Rest des Lichts werfen sie wieder zurück oder lassen sie durch: das ist die Farbe, die wir sehen. Da Algen verschiedene Farbstoffe haben, können sie auch verschiedene Anteile des Sonnenlichts unterschiedlich gut ausnützen.

 

Blaualgen

Sie sind besonders einfach gebaut (sie haben z.B. noch keinen Zellkern). Wegen ihres einfachen Zellbaues werden sie verwandtschaftlich zu den Bakterien gestellt - daher ihr wissenschaftlicher Name: Cyanobakterien.

Viele Arten bilden Kolonien aus kugelförmigen Zellen oder Fäden. Blaualgen kommen im Plankton nährstoffreicher Seen und Meere und als Überzüge auf Steinen, Schlamm und Wasserpflanzen vor. Einige Arten sind giftig.


Rotalgen

Die meisten Rotalgen leben im Meer, wo sie an Küsten Felsen besiedeln. Manche Arten sehen aus wie roter Salat, manche sind strauchartig verzweigt. In der Erdgeschichte sind Rotalgen wichtig, weil sie Kalk abscheiden können. Aus solchen Kalkriffen entstanden ganze Gebirge, z.B. Teile des Leithagebirges im Burgenland. Der Stephansdom in Wien wurde vorwiegend aus Rotalgenkalkstein gebaut!


Grünalgen

Die Grünalgen sind die verschiedengestaltigste Algengruppe. Es gibt Schwärmer, Kolonien, Fäden und hochentwickelte Arten wie die Armleuchteralgen. Zu den Grünalgen gehört auch die wohl schönste Algengruppe: die Zieralgen.


Kieselalgen

Kieselalgen sind braun gefärbt und von einer harten mineralischen Schale umgeben, die im Prinzip wie eine Schuhschachtel gebaut ist. Manche leben im Plankton, andere kriechen am Boden von Gewässern oder auf Wasserpflanzen. In den Weltmeeren bilden Kieselalgen den wichtigsten Anteil des Planktons.


Braunalgen

Die Braunalgen umfassen neben unscheinbaren Arten auch die größten Wasserpflanzen: die Tange, die in kalten Meeren (z.B. Nordsee, im Atlantik und Pazifik an der Westküste der Kontinente, wo es kalte Meeresströmungen gibt) riesige Unterwasserwälder bilden.


Augentierchen

Der Name „Tierchen“ ist eigentlich falsch, denn es handelt sich um Einzeller mit einer Geißel. Viele sind grün gefärbt und betreiben Photosynthese - sie leben also wie „Pflanzen“. Die meisten sind farblos und leben im Schlamm, wo sie gelöste Stoffe aufnehmen - diese Ernährungsform ist eher mit jener von Pilzen als jener von Tieren vergleichbar! Es gibt jedoch auch einige, die feste Nahrungsteilchen „fressen“ (Phagozytose). Typisch ist der rote „Augenfleck“ neben der Ansatzstelle der Geißel.


Wo und wie leben Algen?

Algen im Wasser

Man denkt bei der Lebensweise von Algen berechtigter Weise zuerst ans Wasser. Die meisten Algen besiedeln Gewässer aller Art: Seen, Tümpel, Wasserlacken, Flüsse, Meere, Moore... In größeren Gewässern bietet sich für Algen als Lebensraum das freie Wasser, der Boden (Schlamm, Steine) und Stängel und Blätter von Wasserpflanzen an.

Die Lebewesen des freien Wassers, die so klein sind, dass sie sich nicht über weite Strecken selbständig fortbewegen können, nennt man Plankton. Dazu gehören einerseits kleine Tiere (=das Zooplankton: Wasser“flöhe“ und andere Kleinkrebse, Rädertierchen u.a.) und Algen - das Phytoplankton (griech. Phyton = Pflanze). Diese frei schwebenden Algen sind mikroskopisch klein und sind vor allem zwei Gefahren ausgesetzt: vom Zooplankton gefressen zu werden und so weit in die Tiefe abzusinken, dass das Sonnenlicht nicht mehr für die Photosynthese ausreicht. Daher sind Planktonalgen sehr leicht, z.B. durch Gallerten (z.B. Chroococcus, Volvox), oder haben Fortsätze, die sich in den Mäulern der Wasserflöhe verspießen. Schwärmer können aus eigener Kraft gegen das Absinken ankämpfen, z.B. Chlamydomonas, Euglena, Phacus.

Eine Planktonprobe aus dem Neusiedler See zeigt die Abbildung (mikroskopische Aufnahme). Man erkennt die Grünalgenkolonie Pediastrum, das Augentier Euglena, die Kieselalge Surirella und Grünalgen- und Blaualgen-Kolonien.

 

Die wichtigsten Algen, die auf Steinen, Schlamm und Wasserpflanzen leben (man bezeichnet sie mit dem Sammelbegriff „Aufwuchsalgen“) sind Kieselalgen. Manche sind mit Gallertstielchen an Wasserpflanzen festgewachsen, andere können mit Kettenraupen-ähnlichen Bewegungen über Steine kriechen oder sich zwischen Sandkörner vor der Strömung flüchten - oder wieder an die Oberfläche kriechen, wenn sie eingegraben wurden.

Große Algen sind mit wurzelähnlichen Organen im Schlamm oder auf Felsen festgewachsen, um nicht von Wellen oder der Strömung fortgerissen zu werden. Sie wachsen nahe an die Wasseroberfläche, um das Sonnenlicht auszunützen. Auf ihnen leben wiederum Aufwuchsalgen und Tiere, z.B. Schnecken. Wie ein Baum sind sie so ein kleiner Lebensraum für sich, der einer ganzen Lebensgemeinschaft dient. Beispiele für diese Lebensform sind die Braunalgentange im Meer oder die Armleuchteralgen im Süßwasser.

Grünalgen

Die Grünalgen sind die an Lebensformen vielfältigste Algenklasse. Einfach gebaut sind diese Zellen von Chlamydomonas. Die Alge ist einzellig und ein Schwärmer. Sie besitzt am Vorderende (dieses erscheint hell) zwei nach vorne gerichtete Geißeln (die nur schwer zu erkennen sind). Mit ihnen rudert die Alge wie ein Brustschwimmer.

Die Maulbeer-Grünalge Pandorina morum ist ein Beispiel für eine Zellkolonie. Sie besteht aus 16 Zellen, die alle 2 Geißeln tragen. Die Einzelzellen sehen aus wie Chlamydomonas. Aus jeder Zelle kann sich durch Teilung eine neue Kolonie entwickeln. Dazu teilt sich jede Zelle, die Tochterzellen teilen sich wiederum usw. Nach 4 Teilungsschritten sind 16 Zellen entstanden, die beisammen bleiben und eine neue Kolonie bilden.

Eine schon mit der Lupe sichtbare Grünalge ist die Kugelalge Volvox aureus. Sie besteht aus bis zu 20000 Zellen. Durch Zellteilungen entstehen Tochterkugeln, die zunächst im Inneren der Mutterkolonie liegen. Die Tochterkugeln werden erst nach dem Tod der Mutterkugel frei. Während also Pandorina theoretisch noch „ewig“ leben kann (wenn sie nicht gefressen wird), weil sich jede Zelle durch Teilung vermehren kann, kommt es bei der Kugelalge zu einer „Leichenbildung“ - einige Zellen der Mutterkugel sterben. Das ist ein typisches Merkmal aller echten Vielzeller.

Das Zackenrädchen Pediastrum biradiatum ist eine Kolonie aus 16 Zellen (man kann sich beim Zählen an den „Punkten“ in den Zellen orientieren, das sind Speicherstoffe). Die Zellen haben keine Geißel, die Kolonie muss daher im Wasser schweben und kommt nur durch Wasserwirbel an die Oberfläche. Kolonien, die unter eine kritische Lichtgrenze absinken, sterben. Zackenrädchen sind häufig im Plankton von Seen zu finden.

Die Radalge Micrasterias rotata und die folgende Mondalge Closterium moniliferum gehören zu den Zieralgen. Dies ist die wahrscheinlich schönste Gruppe der Grünalgen. Die Radalge ist eine typische Alge von Moorgewässern. Sie verträgt die Säure solcher Gewässer gut. Micrasterien können übrigens durch Poren auf der Zelloberfläche Schleim ausscheiden und sich auf diese Weise kriechend fortbewegen.


 

Häufig findet man in Tümpeln und stillen Buchten von Seen hellgrüne Algenwatten aus Fadenalgen, die meist von der Schraubenalge Spirogyra gebildet werden. Der grüne Farbstoff Chlorophyll ist bei dieser Alge in einem bandförmigem Chloroplast angeordnet, der schraubig am Rand der Zellen verläuft (Chloroplasten nennt man die Zellteile, die das Chlorophyll enthalten). Die sexuelle Fortpflanzung erfolgt in Form der spektakulären Jochbildung, die man aber nur selten zu Gesicht bekommt.

Die größten Grünalgen des Süßwassers bilden die Armleuchteralgen (im Bild eine Chara). Sie ähneln im Bau Schachtelhalmen und manchen wasserbewohnenden Samenpflanzen, sind aber näher mit Grünalgen verwandt. Die meisten Arten sind sehr empfindlich gegen Gewässerverschmutzung. In klaren Seen bilden sie aber in mehreren Metern Tiefe oft große Bestände.

Augentierchen

Das Augentierchen Euglena oxyuris ist ein Schwärmer mit einer nach vorne gerichteten Geißel, die neben dem „Augenfleck“ entspringt. In der Mitte der langgestreckten Zelle sieht man den Zellkern, daneben liegen ringförmige Ansammlungen von Speicherstoffen. Der Augenfleck dient nicht selbst zum „Sehen“, sondern besteht aus roten Farbstoffen, die einen Schatten werfen. Daneben befinden sich lichtempfindliche Stellen der Zelle. Durch die Lage des Schattens kann die Richtung bestimmt werden, aus der das Licht kommt. Dies ist für Euglena wichtig, weil die Alge auf diese Weise Orte günstiger Lichtverhältnisse aufsuchen kann. Allerdings betreiben nicht alle Augentierchen Photosynthese - es gibt auch farblose Arten, die im Wasser gelöste (ja sogar feste) organische Stoffe aufnehmen und bevorzugt im Schlamm leben.

Der Herzflagellat Phacus gigas ist im Prinzip ähnlich gebaut wie Euglena, allerdings ist er nicht langgestreckt, sondern seitlich abgeplattet.

Blaualgen

Blaualgen sind meist blaugrün oder olivgrün gefärbt. Sie kommen als einzelne Zellen, Kolonien oder Fäden vor. Bei der Kugelblaualge Chroococcus turgidus bleiben bis zu vier Zellen bei der Teilung beisammen. Sie sind von mehreren Gallerthüllen umgeben. Diese Art ist typisch für saure Hochmoorgewässer.

 

Die Tafelblaualge Merismopedia bildet tafelförmige Kolonien. Die Zellen teilen sich nur in 2 Richtungen, die Tochtertellen bleiben daher in einer Ebene liegen.

 

Die Netzblaualge Microcystis aeruginosa ist eine sehr unbeliebte Blaualge. Sie kann in nährstoffreichen Gewässern massenhaft auftreten („Algenblüte“ - hat nichts mit dem Blühen der Samenpflanzen zu tun!). Mit Hilfe von Gasbläschen in den Zellen schwimmen die gallertigen Kolonien auf der Wasseroberfläche. Manche Microcystis-Arten sind giftig.


 

Die Schwingalge Oscillatoria besteht aus Zellfäden, die meist am Boden von Gewässern leben (manche Arten auch im Plankton). Die Fäden können kriechende Bewegungen durchführen. Übrigens: Fast jeder hat schon einmal Schwingalgen gesehen, ohne es zu wissen: Die ekelerregenden Flocken, die an warmen Sommertagen auf der Oberfläche von Teichen und Tümpeln schwimmen, bestehen meist aus einem Gemisch von Kieselalgen und Schwingalgen. Der Sauerstoff, der von den Algen gebildet wird, verfängt sich in dem Geflecht, so dass es an die Oberfläche steigt.

 

Als „Hexendreck“ bezeichnet man diese schwärzlichen Krusten am Boden. Diese Klumpen werden von der Blaualge Nostoc gebildet. Die Zellen bilden große Kolonien, die durch eine Gallerte zusammengehalten werden. Die Gallerte saugt sich bei Regen mit Wasser voll und speichert es eine gewisse Zeit. Während dieser Zeit betreibt die Alge Photosynthese. Diese Nostoc-Art ist ein typisches Beispiel für eine Bodenalge.

Als Tintenstriche bezeichnet man Algenbewuchs auf Felswänden. Bestimmte Blaualgen siedeln sich in Rinnen im Gestein an, wo das Regenwasser hinabrinnt. Dadurch profitieren sie von der Feuchtigkeit. Um das Wasser besser festhalten zu können und gleichzeitig längere Zeit vor Austrocknung geschützt zu sein, sind Tintenstrichalgen oft mit dicken Gallertscheiden umgeben

Rotalgen

Die meisten Rotalgen leben im Meer. Manche Arten können auch sehr schwaches Licht noch zur Photosynthese nutzen und überleben daher noch in zig Meter Tiefe. Ein Beispiel für eine Meeresrotalge, aus der man Agar gewinnt, ist Gracilaria. Das Photo zeigt, dass Rotalgen durchaus auch grün sein können - denn alle Pflanzen besitzen den grünen Farbstoff Chlorophyll. Bei Rotalgen wird das Chlorophyll jedoch häufig von roten Farbstoffen überlagert (diese ähneln übrigens chemisch unserem roten Blutfarbstoff, dem Hämoglobin).

Aber auch im Süßwasser gibt es einige wenige Arten, z.B. die Froschlaichalge (Batrachospermum moniliforme). Sie lebt in sauberen, klaren Bächen in der Nähe der Quellen und ist ein typisches Beispiel für eine Algenart, die durch die Verschmutzung von Gewässern gefährdet ist. Ihren deutschen Namen hat die Alge, da die büscheligen Verzweigungen an die Eier von Fröschen (oder eher an die Eischnüre von Kröten!) erinnern.

Batrachospermum besteht aus Fäden, die in regelmäßigen Abständen büschelförmig verzweigt sind. Diese Verzweigungen sind im Mikroskop sehr schön erkennbar.

 

Die Krusten-Rotalge Hildenbrandia rivularis bewohnt ähnliche Lebensräume wie die Froschlaichalge, aber sie bildet keine Fäden, sondern krustige Überzüge auf Steinen. Dies ist eine Möglichkeit zu vermeiden, dass man in der starken Strömung fortgerissen wird: sich fest an den Untergrund anklammern. Die Froschlaichalge hat eine andere Strategie: ihre langen schlanken Fäden richten sich leicht nach der Strömung aus und werden dadurch weniger leicht abgerissen.

Was der Wiener Stephansdom mit Rotalgen zu tun hat? - Sehr viel sogar! Denn seine Bausteine bestehen zum Großteil aus sogenanntem Leithakalk. Das sind Kalksteine, die vor ungefähr 15 Millionen Jahren am Rand eines Meeres südöstlich von Wien gebildet wurden. Rotalgen scheiden bei der Photosynthese Kalk ab. Dadurch können Riffe entstehen. Der Kalk kann aber auch von Korallen und allen Tieren mit Kalkschalen oder Kalkskeletten gebildet werden (Muscheln, Schnecken, Moostierchen, Seeigel und Seesterne ..). Der Kalk verfestigt sich im Laufe der Zeit immer mehr und wird zu einem relativ harten Kalkstein. Kalk ist aber sehr empfindlich gegen Säuren, weil er durch sie zersetzt wird. Da sich durch die Umweltverschmutzung im Regenwasser auch Säuren befinden, leiden viele unserer Kulturdenkmäler an „Auflösungserscheinungen“.
Rotalgenkalk erscheint porös, denn der Kalk wurde von den (wahrscheinlich) büscheligen Algen nach außen hin abgeschieden. Nach dem Tod der Alge blieben kleine Zwischenräume zurück.

Algen an Land

Auf der Wetterseite von Bäumen sieht man oft grüne Überzüge, die manchmal fälschlich als „Moos“ bezeichnet werden. In Wirklichkeit sind das winzige Grünalgen, die aus einzelnen kugelförmigen Zellen bestehen. Sie ertragen im Gegensatz zu den wasserlebenden Arten die Austrocknung. Wachsen und sich Teilen können sie aber nur, wenn sie befeuchtet werden, z.B. wenn bei Regenfällen ein Teil des Wassers am Stamm entlangrinnt (der sogenannte „Stammablauf“). Die kurze Zeitspanne, bis das Wasser verdunstet ist und noch genügend Sonnenlicht für die Photosynthese vorhanden ist, müssen sie ausnützen - danach müssen sie wieder in einer Arte Ruhephase auf den nächsten Regen warten.

Auch an Felswänden wachsen Algen - die sogenannten Tintenstriche. Das sind Blaualgen, die in Wasserrinnen im Gestein wachsen. Sie müssen wie die Baumalgen mit kurzen Feuchteperioden auskommen und die Trockenheit und Hitze ertragen, wenn die Sonne die Felsen aufheizt.

Auf schlammigen, feuchten Böden findet man auch öfters grünliche Überzüge verschiedener Algen. Eine Besonderheit ist der sogenannte „Hexendreck“, das sind Blaualgen in einer Gallerte, die vollkommen austrocknen kann und bei Feuchtigkeit quillt. Getrocknet sieht der Algenhaufen nicht sehr appetitlich aus ... ist aber völlig harmlos!

Algen in Lebensgemeinschaft mit Pilzen: Flechten

Flechten bilden zumeist krustige Überzüge auf Steinen, Felsen, alten Gebäuden, Baumstämmen usw. Sie sind eine Lebensform, die durch das Zusammenleben einer Alge (eine Grünalge oder Blaualge) mit einem Pilz entstanden ist. Jeder „Parnter“ der Lebensgemeinschaft nützt dem Anderen (=Symbiose): der Pilz nimmt über sein Fadengeflecht Wasser und Nährsalze auf und verankert die Flechte, die Algen betreiben Photosynthese und versorgen damit sich selbst und den Pilz mit Nahrung. Auch Flechten können nur wachsen, wenn sie befeuchtet sind und müssen die Trockenzeiten „im Schlaf“ überdauern. Daher wachsen sie sehr langsam (höchstens 1-2 cm pro Jahr, unter Extrembedingungen wie im Hochgebirge auch nur 1 mm pro Jahr)! Eine Reihe von Flechten ist sehr empfindlich gegen Luftverschmutzung. Daher werden bestimmte Flechtenarten als Indikator-Organismen zur Bestimmung der Luftgüte herangezogen.

Algen in Lebensgemeinschaft mit Tieren

Einige Algen leben in den Zellen von Polypen. Im Meer sind besonders die Steinkorallen wichtig, weil sie die bedeutendsten tropischen Korallenriffbildner sind (z.B. das Große Barriereriff vor Australien). Die Korallen sind auf ihre Algenpartner vollkommen angewiesen, weil die Algen einerseits über die Photosynthese den Korallenpolypen einen Teil ihrer Nahrung bereitstellen, andererseits bei der Kalkskelettbildung der Korallen eine wichtige Rolle spielen.

Doch auch im Süßwasser gibt es Lebensgemeinschaften zwischen Polypen und Algen. Der Süßwasserpolyp Chlorohydra viridissima enthält Grünalgen, die ihm einen Teil des von ihnen gebildeten Zuckers abgeben. Umgekehrt bietet der Polyp den Algen einen gewissen Schutz, immer gleiche Lebensbedingungen und Nährsalze, die bei der Verdauung frei werden.

Welche Bedeutung haben Algen in der Natur?

Nahrung für Tiere

Algen leben pflanzlich, d.h. sie betreiben Photosynthese. Alle Tiere leben letztlich von dem, was Pflanzen erzeugen (produzieren). Daher nennt man Pflanzen auch Produzenten, Tiere Konsumenten (sie konsumieren, d.h. sie verbrauchen Stoffe, die Pflanzen hergestellt haben). Die „Fress-Abfolge“ Pflanze - Pflanzenfresser - Fleischfresser 1 - Fleischfresser 2 usw. nennt man Nahrungskette. In der Natur überschneiden sich viele Nahrungsketten, man spricht daher von komplizierten Nahrungsnetzen (Beispiel rechts). Pflanzen stehen also am Beginn der Nahrungsketten - ohne sie geht in einem Lebensraum gar nichts. Algen sind in Gewässern meistens mit Abstand die wichtigsten Produzenten - sie erzeugen die meiste „Biomasse“, also Futter für kleine Tiere: Wasserflöhe und andere Tiere des Zooplanktons, Schnecken, Mückenlarven, Kaulquappen, Muscheln ..., die wiederum Fischen, Krebsen, Vögeln ... als Nahrung dienen. Selbst tote Algen - und davon gibt es Unmengen, denn jede Planktonalge, die in die dunkle Tiefe absinkt, stirbt - sind überaus wichtig für die Ernährung von Lebewesen am Grund von Gewässern. Sie reichern den Schlamm mit Nährstoffen an, der dann von verschiedenen Würmern durchkämmt wird.

 

Die Flamingos in den flachen Salzseen Ostafrikas seihen mit ihrem Schnabel Kleinstlebewesen aus dem Wasser - unter Anderem Blaualgen. Sie durchkämmen mit dem Schnabel das Wasser und drücken jeden „Schluck“ mit der Zunge durch eine Siebvorrichtung an den Schnabelrändern - dabei bleiben Nahrungsbestandteile hängen. Die roten Gefiederfarben, z.B. beim Rosa Flamingo, stammen übrigens direkt oder indirekt von Algen. Es sind Karotine, das sind Farbstoffe, die auch unsere Karotte rot färben!

Als Flechten, die von Algen gemeinsam mit Pilzen gebildet werden, sind Algen auch eine wichtige Nahrungsgrundlage für Tiere der arktischen Tundra (z.B. der Rentiere) und des Hochgebirges.

Gestaltung des Lebensraumes

Wo es große Algen gibt - z.B. die Armleuchteralgen in klaren Seen (siehe Grafik links) oder Braunalgentange in kalten Meeren, größere, kalkabscheidende Rotalgen in warmen Meeren - dienen diese nicht nur als Nahrung, sondern auch als Fläche, die von anderen Lebewesen besiedelt werden kann. Das können andere, kleinere Algen und Bakterien sein, die wiederum Schnecken als Nahrung dienen, die wiederum von Fischen gefressen werden. Wasserflöhe suchen in dichten Beständen von Algen und anderen Wasserpflanzen Schutz vor Fischen. Solche Bestände „filtern“ auch das Wasser, so dass darin weniger Phytoplankton enthalten ist und es dadurch klarer wird. Viele Fische legen ihre Eier an Wasserpflanzen - und damit auch an Algen - ab (Krautlaicher). Wenn es diese Wasserpflanzen nicht gibt, können sich die Krautlaicher entsprechend schlechter fortpflanzen! Und das alles ist nur eine kleine Auswahl für den „Nutzen“ der Algen!

 

Sauerstoff für die Atmosphäre

Drei Viertel der Erde sind von Wasser bedeckt. Nur etwa die obersten 100 m des Meerwassers sind vom Sonnenlicht durchflutet, und nur dort können daher Algen Photosynthese betreiben und dabei Sauerstoff freisetzen. Insgesamt wird mehr als die Hälfte des gesamten jährlich erzeugten Sauerstoffes vom Plankton der Meere freigesetzt. Der Rest stammt von Landpflanzen, vor allem von Wäldern. Da Kieselalgen die wichtigsten Planktonalgen der Meere sind, stammt insgesamt etwa ein Viertel des gesamten Sauerstoffes von Kieselalgen. Anders ausgedrückt: Mit jedem zweiten Atemzug nehmen wir Sauerstoff auf, der von Algen in den Weltmeeren erzeugt wurde!

 

 

Welche Bedeutung haben Algen für den Menschen?

Es gibt Biologen, die sich ihr ganzes Leben lang nur mit Algen beschäftigen. Man ist versucht zu fragen, wozu uns das nützt. Viele Menschen werden gar nicht genau sagen können, was Algen sind, geschweige denn irgendeine der etwa 35000 bekannten Arten mit dem Namen nennen können. Sind die Algenforscher also Spinner, die nichts Nützliches tun können oder wollen?

Die Kenntnis der Algen hat einen sehr einfachen unmittelbaren Nutzen: Algen sind gute „Bioindikatoren“. Ein Indikator ist in der Chemie ein Stoff, der einen Zustand anzeigt, z.B. ob eine Flüssigkeit sauer ist. Ein „Bioindikator“ ist ein Lebewesen, das uns den Zustand eines Lebensraumes anzeigt. Wenn wir in einen See jahrelang Abwässer einleiten, wird er immer nährstoffreicher, es wachsen vor Allem Blaualgen darin. Andere Algen bewohnen umgekehrt nur nährstoffarme Seen, saubere Flüsse, Moorgewässer usw. Es gibt sehr empfindliche Algenarten, die bei der kleinsten Störung des Lebensraumes - z.B. durch das Einleiten von Düngern oder Abwässern - nicht mehr leben können. Die Wasserqualität wiederum ist wichtig, wenn man Gewässer für verschiedene Zwecke nutzen will: zur Trinkwasseraufbereitung, zum Baden, zum Fischen ...


Probenahme mit dem Planktonnetz


Mikroskopische Untersuchung

 

Schon die Menge an Algen in einem Gewässer ist ein indirektes Maß für den Nährstoffgehalt. Nährstoffreiche (=eutrophe) Gewässer enthalten üblicherweise viele Algen, weshalb sie auch grün erscheinen und trüb sind. Nähstoffarme (oligotrophe) Gewässer enthalten meist wenige(r) Algen und sind daher klarer.

Eine ähnliche Funktion erfüllen Algen als Testlebewesen in Biotests: Man gibt Wasser, von dem man die Qualität feststellen möchte, zu einer Algenkultur und testet, ob die Algen gehemmt oder gar getötet werden. Auf diese Weise erhält man eine grobe Einschätzung darüber, ob das Wasser vergiftet ist, weil Algen ziemlich empfindlich auf bestimmte Gifte reagieren. In der Abbildung links werden die Testalgen durch einen Stoff in der Mitte der Schale getötet - es entsteht ein typischer „Hemmhof“.

 

Algen sind Nahrung für Mensch und Tier. Zwar werden nur wenige Algenarten direkt vom Menschen verspeist - so z.B. die Rotalge Porphyra (=Nori der Japaner) oder Braunalge Laminaria (= Kombu der Japaner). Viele Tierzuchten leben jedoch von Algen, z.B. Miesmuschel- und Austern-Zuchten am Mittelmeer: Man lässt Muscheln auf Schnüren in flachen Meeresbuchten wachsen. Die Muscheln filtrieren das Plankton ab, wachsen und werden geerntet. Auch jede Fischzucht funktioniert letztlich nur, wenn Algen wachsen und sich vermehren.

Seit einigen Jahren züchtet man die Blaualge Spirulina platensis und die Grünalge Chlorella pyrenoidosa in großen Mengen für Speisezwecke (als Nahrungszusatz). Die Algen sind relativ reich an Eiweiß und Mineralstoffen.

Aus den Schalen von Kieselalgen gewinnt man Kieselgur - man verwendet es zum Filtrieren von Flüssigkeiten und in der Dynamitherstellung.

Verschiedene Algen werden gezüchtet, um Inhaltsstoffe zu gewinnen, z.B. Farbstoffe aus der Salzwasser-bewohnenden Dunaliella salina.

Aus Rotalgen gewinnt man Carrageen und Agar, das sind quellende Substanzen, die man zur Stabilisation von Emulsionen (z.B. in Joghurts) und in der Mikrobiologie einsetzt (auf Agar-Platten kann man Bakterien, aber auch einzellige Algen züchten). Denselben Zweck erfüllen auch die schleimigen Zellwand-Bestandteile der Braunalgen, die Alginate. Eine Reihe von Algen, darunter Braunalgen (z.B. Sargassum), sind medizinisch wirksam.

Den wahrscheinlich größten Nutzen ziehen wir Menschen aber aus toten Algen. Denn in der Erdgeschichte kam es öfters vor, dass große Mengen von Planktonalgen abstarben, auf den Boden der Meere sanken, von Schlamm zugedeckt wurden und durch den Sauerstoffmangel nicht verwesten. Durch die Zersetzung der Zellen und unter großem Druck entstand aus diesen Resten ehemaliger Lebewesen - Erdöl! Wir heizen, fahren Auto und erzeugen Strom mit Hilfe von Energie, die vor Jahrmillionen von Algen bei der Photosynthese gebunden wurde - Energie, die letztlich umgewandeltes Sonnenlicht ist.

Neurdings hat man entdeckt, dass man Tange dazu bringen kann, in der Photosynthese Wasserstoff zu bilden (beschrieben in: Plant Physiology Bd. 122, S. 127-136). Dies wäre eine umweltschonende Möglichkeit, Energie zu gewinnen. Wasserstoff wäre ein Treibstoff für Autos, der die Atmosphäre nicht mit dem Klima-Killer CO2 belasten würde. Daher sind solche Forschungen für unsere Zukunft sehr wichtig!

 

Wo und wie man Algen findet

Sammeln von Algen

Eines ist leider klar: ohne Mikroskop kann man keine Algen untersuchen. Nur im Meer findet man die großen Braunalgen-Tange oder mit freiem Auge erkennbare Rot- und Grünalgen, im Süßwasser die Tannenbaum-ähnlichen Armleuchteralgen. Wenn du Zugang zu einem Mikroskop hast, dann begib dich mit kleinen Gläsern, Zahnbürste, Taschenmasser und Planktonnetz auf die Suche.

Ohne großen Aufwand kann man die grünen Überzüge auf der Wetterseite von Bäumen (bei uns normalerweise im NW) herunterkratzen. Wenn du in den Kalkalpen bist, kannst du die schwarzen Überzüge auf Felsen abkratzen: Meist handelt es sich um fädige Blaualgen mit dicken farblosen Hüllen, die die Algen einerseits bei Austrocknung schützen und andererseits quellen, wenn sie feucht werden, und dadurch das Wasser länger halten.

Zu Kieselalgen kommst du leicht, wenn du an Steinen am Ufer von Flüssen und Seen die braunen Überzüge abschabst. Man kann auch mit einer alten Zahnbürste die Oberfläche des Steines abbürsten und dann die heruntergelösten Algen mit Wasser in ein Gefäß spülen.

In Tümpeln und Buchten nährstoffreicher Seen finden sich meistens Fadenalgen. Oft sind es die schönen Schraubenalgen oder nahe Verwandte (Jochalgen). Auf den Fäden wachsen wiederum Kieselalgen und kleinere fädige Grünalgen.

In jedem Aquarium wachsen am Glas und auf Wasserpflanzen Algen. Schnecken ernähren sich unter anderem von diesen Aufwuchsalgen. Manche Algen werden im Darm der Schnecken verdaut, andere überleben und werden lebend wieder ausgeschieden. Sie schützen sich z.B. durch dicke Gallertschichten oder dicke Zellwände. Wenn man die Ausscheidungen der Schnecken sammelt und unter dem Mikroskop betrachtet, kann man erkennen, was die Schnecke gefressen hat. Man wird dabei immer auch einige unversehrte Algenzellen finden!

An die Algen des Planktons kommt man nur mit einem Planktonnetz heran. Das ist ein feines Netz, in dem Kleinstlebewesen hängen bleiben. Will man auch kleinere Algen fangen, so sollte man ein Netz mit einer Maschenweite von nur 25/1000 mm (25µm) verwenden. In trüben, nährstoffreichen Gewässern genügt zumeist ein Zug mit dem Netz (man wirft das Netz an einer Schnur vom Ufer oder vom Boot ins Wasser und zieht es langsam wieder ein). Die Algen sammeln sich in der engsten Stelle des Netzes, von wo du sie in ein Glas spülen kannst.

Versuche

Um Algen am Leben zu erhalten, muss man ihnen zwei Dinge geben: Licht und Nährstoffe. Für verschiedene Algen gibt es kompliziert zusammengesetzte Nährsalzlösungen. Man kann es jedoch auch mit (stillem) Mineralwasser oder Düngesalzen für Hydrokulturen versuchen. Es lohnt sich, eine Algenmischung aus der Natur mit einer Nährsalzlösung aufzufüllen, sie ans Licht zu stellen und sie einige Wochen lang zu beobachten. Unter den neuen Bedingungen gedeihen manche Arten besser, manche schlechter. Mit der Zeit ändert sich daher die Artenzusammensetzung im Kulturgefäß.

Die klassische Vorgangsweise beim Algenzüchten ist das „Beimpfen“ einer Nährsalzlösung. Man schüttet wenige Tropfen aus einer Algenkultur oder Seewasser in ein Gefäß mit Nährsalzlösung und stellt es ans Licht. In jedem Tropfen eines natürlichen Gewässers befinden sich Algen, die sich in der Lösung vermehren und nach einigen Tagen zu einer Grünfärbung des Wassers führen. Dann kann man die Lösung unter dem Mikroskop beobachten. Wenn man Proben aus verschiedenen Gewässern nimmt, kann man verschiedene Algengemeinschaften züchten. Wichtig ist dabei, dass das Gefäß am anfang „steril“ war, d.h. keine Lebewesen darin existieren. Das erreicht man, indem man das Kulturwasser vorher abkocht (natürlich nicht das Wasser mit den Algen - die würde man dadurch ebenfalls töten!).

An Jochalgen kann man öfters die geschlechtliche Fortpflanzung beobachten. In 2-4% Kristallzuckerlösung (=2-4 g Zucker pro 100 ml Wasser) legen sich jeweils zwei Algenfäden aneinander. In einem Faden werden männliche, im anderen weibliche Geschlechtszellen gebildet. Die Geschlechtszellen wachsen aufeinander zu und verwachsen leiterförmig miteinander (=Jochbildung). Der Inhalt der Zellen verschmilzt, und aus dem Verschmelzungsprodukt entsteht eine neue Alge.

Algen sind Futter für das Zooplankton. Wasserflöhe filtrieren algenhältiges Wasser und sieben dabei mit feinen Haarbürsten auf ihren Beinen die Algenzellen heraus, das reine Wasser bleibt übrig. Wenn in einem See viele Wasserflöhe vorhanden sind, so können diese (meist im Frühling) das Seewasser „klären“. Wenn die meisten Algen aufgefressen sind, verhungern viele Wasserflöhe. Danach können sich die Algen wieder besser vermehren und im Sommer erneut das Wasser trüben. Wasserflöhe kann man im Aquariengeschäft kaufen. Setzt man sie in eine dichte Algenlösung (das ist das Paradies für Wasserflöhe!), so filtrieren sie die Lösung, bis sie völlig klar ist. Ob dies überhaupt gelingt und wie schnell, hängt natürlich davon ab, ob die enthaltenen Algen gut fressbar sind und wie schnell sie sich vermehren. Man kann beobachten, wie lange solche Vorgänge dauern (z.B. wenn man mehrere Versuche macht und jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Wasserflöhen einsetzt ...), welche Algen besser gefressen werden, ob sich die Zusammensetzung der Algengemeinschaft ändert usw. Große Wasserflöhe können bis zu 4 ml Wasser pro Tag filtrieren. Setzt man also 10 Wasserflöhe in ein kleines Gefäß mit 40 ml Algenlösung (z.B. ein kleines Schälchen), so kann man damit rechnen, dass sich in mehreren Stunden eine Wirkung zeigt.Wenn das Wasser geklärt ist, sollte man die Wasserflöhe aber nicht verhungern lassen, sondern sie entweder weiter füttern oder in einem Tümpel aussetzen (nur bei uns heimische Arten!)!

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