Hans Graf Gartenbau
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hansgraf@bluewin.ch
Sanftmütig und wild, zart und kräftig, verspielt und streng, gross und klein, üppig und bescheiden; dieses und vieles mehr sind die Spannungsfelder, in denen man sich bewegt, wenn man sich in die Welt der Stauden begibt. Berauschend und betörend ist sie, verführerisch und stürmisch empfängt sie einem. Es ist ein Wagnis, sich mit ihr einzulassen. Wer sich mit Stauden abzugeben beginnt, wird von ihnen nicht mehr so leicht losgelassen.
Hierzulande kann man sich unter einem Staudengarten allerdings noch nicht viel vorstellen. Dies ist auch nicht verwunderlich, ist doch diese Pflanzengruppe bei uns mehr und mehr verdrängt worden, oder hat gar nie eine Chance bekommen.
Doch
zunächst: was sind denn eigentlich Stauden? Der Gärtner
versteht darunter die Pflanzen, deren Knospen im Winter knapp unter,
an oder knapp über der Bodenoberfläche überwintern.
Alle diese Arten haben also während der kalten Jahreszeit keine
lebenden Pflanzenteile über dem Boden, von einigen Ausnahmen
abgesehen. Sie treiben aber im Gegensatz zu den Einjahresblumen jedes
Jahr wieder aus. Zu ihnen gehören insbesondere auch die
Blumenzwiebeln und die Knollenpflanzen. Bei uns kommen viele Stauden
wild vor, man denke nur an die Blumenwiesen, Bergblumen,
Bachbegleiter, Waldränder usw. Andererseits gehört diese
Pflanzengruppe zu den am meisten gezüchteten, ausgelesensten und
veredelten. Generationen von Gärtnern an
Königshäusern, in Klöstern und in reichen
Bürgerhäuser haben daran gearbeitet, denn sie tut sich
hervor mit einer phantastischen Blütenpracht, mit einem Farben-
und Formenreichtum, wie man es bei keiner anderen Pflanzengruppe
finden kann. Die Entdeckung der Neuen Welt hat zusätzlich eine
enorme Staudenvielfalt mit sich gebracht.
So ist es nicht verwunderlich, dass es die Engländer waren,
welche die heutige Art der Staudenverwendung massgeblich
beeinflussten. Allen voran ist Gertrude Jekyll (1843-1932) zu nennen,
die wundervolle Werke geschaffen hat. Ihre Art, Stauden zu verwenden
und mit ihnen zu gestalten ist nach wie vor wegweisend. Beeinflusst
von den Aquarellen und Gemälden von Turner wandte sie sich
zunächst der Malerei zu, um dann später in ihrem Garten in
Munstead Wood diese Erkenntnisse umzusetzen. Der Schritt war auch
für England recht revolutionär, dominierte hier doch nach
wie vor der Landschaftsgarten, ein Garten also, welcher der Natur
nachempfunden war. Favorisiert wurde als eigentlicher Nachfolger des
Landschaftsgarten der formale, architektonische Garten. Gertrude
Jekyll hat sich nun zwischen diese Fronten gesetzt und zusammen mit
dem Architekten Edwin Lutyens einen neuen Gartenstil gleichsam
erfunden.
Stauden sind launische Geschöpfe, ihnen gefällt es immer
nur an ganz bestimmten Plätzen. Stauden können sich in
ihrer Blütenpracht ganz grässlich konkurrenzieren und sind
oft vor und vor allem nach der Blütezeit unansehnlich. Diese
drei Grundsätze galt es zu berücksichtigen. Der Garten den
Gertrude Jekyll zur Verfügung hatte, war immerhin rund sechs
Hektaren gross. Sie hat aber wiederholt betont, dass die Grösse
des Gartens nichts mit seiner Schönheit zu tun hätte. Der
Architekt schuf dazu ein durchaus architektonisches Gerüst,
welches die Bereiche der Stauden in zumeist langgezogene Felder
gliederte.
Ein Haselnussweg bildete das Gerüst des ersten Teiles.
Gleichzeitig war dieser Bereich geeignet für eine grosse Zahl
von Frühlingsblühern wie Narzissen, Schachbrettblumen usw.
Er endete bei den Hauptstaudenbeeten. Eine Rosenpergola schloss sich
an und dann begannen die phantastischen grossen Beete. Ein
Frühlingsgarten, wo Baumpäonien, Eichen, Stechpalmen und
Haselnüsse den Rahmen für die Blumen bilden.
Hauptsächlich blaue mögen es gewesen sein, Muscari,
Anemonen, Clematis, Vergissmeinnicht, Aubretien. Gertrude Jekyll hat
ihre Gartenpläne immer farbig angelegt, nicht immer aber die
Namen der verwendeten Pflanzen vermerkt. Das spezielle Augenmerk galt
dem Hauptbeet. Erstmalig vermutlich wurden hier Stauden in einer
langgezogenen, verhältnismässig schmalen Fläche
angesetzt. Entlang der ersten sieben bis acht Meter stehen vorne und
im Mittelgrund Pflanzen von zarter Färbung - helle Primeln,
Tiarella, hellgelbe Narzissen, hellgelbe, frühe Iris,
hellzitronengelber Goldlack usw. Das alles wird durchzogen von
weissen und hellgelben Tulpen. In der Tiefe der Rabatte ist die
Tönung dunkler. Sie propagiert die Bepflanzung der Beete
geordnet nach Jahreszeiten, eine Forderung, die durchaus mehr
beachtet werden sollte. Zwischen den Beeten befinden sich
architektonische Elemente oder neutrale Pflanzen, z.B. Gebüsche
oder Baumgruppen. Ganz wichtig ist die Gliederung mit Mauern. Es gibt
in England keine Staudengärten, welche nicht von Mauern
gegliedert sind. Diese ergeben einen phantastischen Hintergrund
für die Bepflanzung, können für Schlingpflanzen und
Spaliere genutzt werden und schaffen vor allem ein vorzügliches
Mikroklima.
Dieses ist neben der Bodenqualität eine der Hauptbedingung für das Gedeihen der Stauden. Durch dessen Schaffung kann das Spektrum der verschiedenen Arten um ein Vielfaches vermehrt werden, da die meisten Stauden Spezialisten für ganz bestimmte Plätze sind. Diese beiden Faktoren sind unbedingt zu berücksichtigen, wenn solche Pflanzen verwendet werden.
Gertrude Jekyll hat diese Bedingungen natürlich gekannt. Sie hatten allerdings den Vorteil des englischen Klimas, das sich durch seine Ausgeglichenheit auszeichnet. Und dann hat sie gemalt mit den Stauden. Hauptsächlich in den Staudenrabatten, die von ihr erfunden wurden, sind die Pastellfarben, welche von diesen Pflanzen in so überschwenglicher Fülle zur Verfügung gestellt werden, von ihr in beispielloser Qualität zusammenkomponiert worden. Aber sie hat auch den unterschiedlichen Wuchsformen Beachtung geschenkt. Dem Rand entlang setzte sie die flacheren, zarteren Pflanzen, durchsetzt allerdings von Kontrastpunkten, im Mittelgrund stehen die mittelhohen und vor der Wand oder vor der Hecke, welche den Hintergrund bildet, kommen die hohen Stauden am besten zur Geltung. Es ist eine hohe Kunst, mit diesen Pflanzen richtig umzugehen, es braucht jahrelange Erfahrung, grosse Kenntnisse und auch etwas Mut, damit umzugehen. Dies soll uns aber nicht daran hindern, zu beginnen, mit kleinen Schritten zunächst, vielleicht den erfahrenen Gärtner konsultieren und mit ihm zusammen ein Staudenkonzept entwickeln.
Sie haben sich Ihr Staudenbeet bereits ausgedacht? Sie haben einen Platz gefunden, wo so ein lebendiges Kunstwerk geschaffen werden könnte? Dann beginnen Sie mit dem Gestalten. Aber bedenken Sie: Jede Pflanze hat zunächst ihre ganz speziellen Bedürfnisse. Richard Hansen hat ein System von Lebensbereichen geschaffen: Gehölz, Gehölzrand, Freiflächen, Steinanlagen, Beet, Wasserrand und Wasser. Innerhalb dieser Gruppen wird weiter unterschieden in spezielle Untergruppen, es werden Empfehlungen gemacht bezüglich spezieller Ansprüche und zu guter Letzt wird auf Wuchs und sonstige Eigenschaften hingewiesen.
So wäre es eigentlich ganz einfach, sich ein Staudenbeet zusammenzusetzen. Nur kann es durchaus eintreffen, dass einem gerade diese Pflanzen nicht besonders passen, dass sie sich farblich nicht vertragen oder dass man an genau diesem Ort ganz andere Pflanzen möchte. Eigentlich haben Sie ja die Wahl unter rund 2000 Arten, die angeboten werden, von den Sorten gar nicht zu reden. Und auf die wenigsten Arten trifft nur eine Kennziffer zu. Wichtig ist aber die Unterteilung in die erste Gruppe. Versuchen Sie ja nicht, Arten, die für die Sonne bestimmt sind, am Schatten ansiedeln zu wollen. Und auch nicht umgekehrt. Aber sonst sind die Stauden recht flexibel. Aber man muss sich mit ihnen auskennen. Das macht man am einfachsten in kleinen Schritten.
Versuchen Sie es zunächst mit den Beetstauden. Diese sind
zwar von der Pflege her verhältnismässig aufwendig, sind
aber im allgemeinen sehr robust. Dazu gehören beispielsweise die
Astilben oder die Herbstanemonen für schattige oder den
Eisenhut, die Taglilien und den Rittersporn für leicht absonnige
Standorte. Sonnig stehen die Schwertlilien, die Astern, die
Pfingstrosen, die Lupinen, der Phlox, der Sonnenhut usw. Innerhalb
dieser Gruppen gestalten Sie nach Farben, wobei die einzelnen Sorten
sehr viele Möglichkeiten offen lassen, Sie bestimmen die
Jahreszeit in welcher die Hautblüte stattfinden soll oder lassen
mit dem Herbstflor das Jahr ausklingen.
Nicht vernachlässigen darf man die Entwicklung der Pflanzen. Einige Arten entwickeln sich viel stärker als andere und verdrängen so ihre Nachbarn. Mit der richtigen Pflanzdistanz ist darauf zu reagieren. Die Wuchsform hat aber durchaus auch positive Aspekte. Mit den Formen der Blätter und dem Habitus der Pflanze lässt sich beispielsweise im Schattenbereich sehr schön arbeiten. Etliche Pflanzen entwickeln gar nur unscheinbare Blüten und faszinieren durch ihre Form.
Wenn wir uns daranmachen, unser Staudenbeet zu gestalten,
müssen wir der Bodenvorbereitung grösste Aufmerksamkeit
schenken. Die meisten Stauden haben ganz spezielle Ansprüche.
Etliche lieben einen nährstoffreichen und eher schweren Boden,
andere mögen viel Sand, dritte schätzen einen hohen
Humusanteil
usw. Fast allen ist aber die Vorliebe für durchlässige,
lockere Böden gemeinsam. Gerade Beetstauden benötigen eine
relativ tiefgründige Vorbereitung, wobei kräftig reifer
Kompost eingebracht werden kann. Sie mögen auch ein
regelmässiges Hacken, denn dadurch wird der Luft- und
Wasserhaushalt im Boden verbessert und Konkurrenzpflanzen entfernt.
Ein bis zwei Düngergaben mit organischem Volldünger werden
sehr geschätzt und eine Mulchschicht mit Kompost über den
Winter vermindert Frostschäden.
Wildstauden sind da weniger anspruchsvoll, sie erobern sich ihren Raum zumeist selbst. Aber sie reagieren ebenso empfindlich auf ihnen nicht zusagende Standorte.
Zugegeben, es ist eine Kunst, eine schönes, harmonisches über längere Zeit befriedigendes Staudenbeet oder eine Staudenunterpflanzung anzulegen. Es ist ebenso schwer vielleicht wie ein schönes Bild zu malen. Aber man kann es lernen..
Wagen Sie es mit den Stauden. Es gibt wohl kein schöneres Gartenglück als die Schönheit der Stauden.
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